Da geht einem das Herz auf“ – Die Jeanne-Barez-Grundschule als Vorbild für ganzheitliche Förderung

An der Jean­ne-Barez-Grund­schu­le in Ber­lin-Pan­kow steht die ganz­heit­li­che För­de­rung der Kin­der im Mit­tel­punkt. Mit rund 860 Schüler*innen und Schü­lern gehört sie zu den größ­ten Grund­schu­len des Bezirks. Beson­ders im Bereich Bewe­gung und Gesund­heit setzt die Schu­le auf Viel­falt, Enga­ge­ment und geziel­te Unter­stüt­zung. Im Rah­men eines gemein­sa­men Gesprächs zwi­schen Schul­lei­te­rin Ste­fa­nie Rad­tke, dem Leh­rer und Übungs­lei­ter der Bewe­gungs­för­der­grup­pe Robert Soi­ka und dem Team von BERLIN HAT TALENT (BHT) wur­de deut­lich, wie wir­kungs­voll das Zusam­men­spiel von Schu­le, Sport­pra­xis und geziel­ter För­de­rung umge­setzt wird.

Übungsleiter und Lehrer Robert Soika, Schulleiterin Stefanie Radtke und das Team von BERLIN HAT TALENT © Berlin Recycling 2025

Übungs­lei­ter und Leh­rer Robert Soi­ka, Schul­lei­te­rin Ste­fa­nie Rad­tke und das Team von BERLIN HAT TALENT © Ber­lin Recy­cling 2025

Frau Rad­tkes Moti­va­ti­on zur Teil­nah­me am BHT-Pro­gramm ist sowohl durch per­sön­li­che Erfah­run­gen als auch durch päd­ago­gi­sche Über­zeu­gun­gen geprägt. Ihre eige­ne Ver­gan­gen­heit im Leis­tungs­sport hat ihr gezeigt, wie wert­voll sport­li­che Akti­vi­tät als Aus­gleich sein kann. Sie betrach­tet Bewe­gung nicht nur als wich­ti­gen Bei­trag zur kör­per­li­chen Gesund­heit, son­dern auch als zen­tra­le Grund­la­ge für die psy­chi­sche und sozia­le Ent­wick­lung von Kin­dern. Ein ers­ter wich­ti­ger Bestand­teil des Pro­gramms ist die regel­mä­ßi­ge Durch­füh­rung des Deut­schen Moto­rik-Tests durch die Senats­ver­wal­tung für Bil­dung, Jugend und Fami­lie in der drit­ten Jahr­gangs­stu­fe. Die­ser ist inzwi­schen ein fes­ter Bestand­teil des Schul­pro­gramms und bei den Kin­dern bereits bekannt. „Die freu­en sich schon jetzt. Die wis­sen ganz genau, bei uns in der drit­ten Klas­se kommt das immer wie­der. Also man merkt, dass die Akzep­tanz dadurch steigt, wenn man es regel­mä­ßig macht und nicht nur ein­ma­lig“ berich­tet Rad­tke. Die Eltern wer­den über die Ergeb­nis­se des Deut­schen Moto­rik-Tests früh­zei­tig infor­miert und schät­zen den offe­nen Dia­log, der dadurch ermög­licht wird. „ […] durch den Deut­schen Moto­rik-Test haben wir eine bes­se­re Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ebe­ne zu den Eltern“, erklärt Rad­tke.  Die Test­ergeb­nis­se erleich­tern es, gezielt über Ent­wick­lungs­be­dar­fe oder Stär­ken zu spre­chen. So ent­steht eine gemein­sa­me Per­spek­ti­ve auf die För­de­rung der Kinder.

Die dar­aus ent­ste­hen­de Bewe­gungs­för­der­grup­pe rich­tet sich gezielt an Kin­der mit moto­ri­schem För­der­be­darf. Frau Rad­tke beschreibt, war­um die­ses Ange­bot so wich­tig ist: „Wir mer­ken ein­fach, dass immer wie­der Kin­der Schwie­rig­kei­ten haben, also moto­risch ein­ge­schränkt sind, kei­ne Freu­de am Sport haben, dadurch Unlust in der Schu­le ver­spü­ren. […]. Und gera­de in der Grup­pe krie­gen sie ein­fach Moti­va­ti­on, dass sie doch gut sind, dass sie ihre Schwä­chen viel­leicht auch in Stär­ken umwan­deln kön­nen.“ Die För­de­rung erfolgt in einem geschütz­ten Rah­men – ohne Leis­tungs­druck und ohne Beno­tung, son­dern mit dem Ziel, indi­vi­du­el­le Ent­wick­lung zu ermög­li­chen und Freu­de an Bewe­gung zu wecken.

Keiner muss sich schämen. […]. Ich bin unter Gleichgesinnten. Eine homogene Gruppe. Das ist es, glaube ich, was es ausmacht“ so Radtke.

Die posi­ti­ven Effek­te sind im Schul­all­tag deut­lich spür­bar. Kin­der, die sich zuvor nicht trau­ten, den Sport­un­ter­richt aktiv mit­zu­ge­stal­ten, bewe­gen sich selbst­be­wuss­ter, neh­men häu­fi­ger am Unter­richt teil und knüp­fen sozia­le Kon­tak­te. Robert Soi­ka, der die Grup­pe lei­tet, erzählt: „Ein Kind ging vor­her gar nicht in die Turn­hal­le und hat­te Angst. Und jetzt springt es über den Bock. Das sind die­se Momen­te, in denen man sieht, dass sich was ver­än­dert. […] (Eine ande­re Schü­le­rin) woll­te das Roll­brett frü­her nie. Jetzt freut sie sich rich­tig drauf. Da geht einem das Herz auf“. Auch außer­halb des Unter­richts zei­gen sich Ver­än­de­run­gen: „Ich bin immer begeis­tert, wenn die Kin­der dann auch in den Sport gehen. Man­che von ihnen ver­ab­re­den sich jetzt sogar auf dem Schul­hof zum Spielen.“

Eine beson­de­re Rol­le in der Bewe­gungs­för­der­grup­pe spielt die soge­nann­te „Bewe­gungs­ton­ne“. Jede Grup­pe erhält eine Ton­ne, die mit Bewe­gungs­ma­te­ria­li­en gefüllt ist. Die Mate­ria­li­en ste­hen aus­schließ­lich der Grup­pe zur Ver­fü­gung und för­dern damit das Gemein­schafts­ge­fühl. Obwohl die Schu­le ins­ge­samt gut aus­ge­stat­tet ist, zeigt sich, wie stark die­ser exklu­si­ve Zugang auf die Kin­der wirkt: „Dass man so einen Effekt hat bei den Kin­dern – das ist was für uns, das ist zusätz­lich. Und die blaue Ton­ne gehört uns. Dass (die Kin­der) das so wahr­neh­men, hät­te ich gar nicht gedacht“ beschreibt Soika.

  • Kinder der BFG mit Bewegungstonne
    Kin­der der BFG mit Bewegungstonne 

Die Umset­zung des Pro­gramms erfor­dert orga­ni­sa­to­ri­sches Geschick – ins­be­son­de­re bei der Stun­den­pla­nung und Raum­be­le­gung. Doch Rad­tke macht deut­lich, dass sich der Auf­wand lohnt: „Man muss orga­ni­sa­to­risch viel beach­ten. Die Hal­le muss blo­ckiert wer­den. Stun­den­plä­ne ange­passt. Aber das lohnt sich.“ Beson­ders vor­teil­haft ist es, dass die Bewe­gungs­grup­pe intern durch eine bekann­te Lehr­kraft betreut wird. Die Kin­der haben bereits Ver­trau­en, was die Bin­dung und die Ent­wick­lung stärkt. Robert Soi­ka, der die­se Auf­ga­be zusätz­lich zu sei­nem regu­lä­ren Unter­richt über­nimmt, sieht sei­nen Ein­satz nicht als selbst­ver­ständ­lich an: „Es gehört jetzt nicht zum Leh­rer­sein dazu, son­dern es ist eher so etwas Ehren­amt­li­ches.“ Den­noch sei das Ange­bot aus sei­ner Sicht ein­zig­ar­tig: „Die Bewe­gungs­för­der­grup­pe ist ein super Ange­bot – und kos­tet am Ende nichts. Wo kriegst du sowas sonst?“

Das Bei­spiel der Jean­ne-Barez-Grund­schu­le zeigt auf ein­drucks­vol­le Wei­se, wie geziel­te Bewe­gungs­för­de­rung zu einem nach­hal­tig wir­ken­den Gesamt­kon­zept wer­den kann. Dafür braucht es mehr als nur Mate­ria­li­en und Tests. Ent­schei­dend sind enga­gier­te Per­so­nen, ver­läss­li­che Struk­tu­ren und eine Schul­lei­tung, die sol­che Pro­jek­te mit­trägt und aktiv unter­stützt. Wenn all die­se Fak­to­ren zusam­men­kom­men, ent­steht ein Lern­um­feld, das Kin­der in ihrer kör­per­li­chen, emo­tio­na­len und sozia­len Ent­wick­lung stärkt.

Das Team von Ber­lin hat Talent bedankt sich herz­lich bei der Jean­ne-Barez-Grund­schu­le, ins­be­son­de­re bei Frau Rad­tke und Herrn Soi­ka, für das gro­ße Enga­ge­ment, die Offen­heit und die ver­trau­ens­vol­le Zusam­men­ar­beit. Die geleb­te Ver­bin­dung von Schu­le, Bewe­gung und indi­vi­du­el­ler För­de­rung ist ein inspi­rie­ren­des Bei­spiel dafür, wel­che posi­ti­ven Effek­te durch ‚das Pro­gramm mög­lich sind.