Erste Bewegungsfördergruppe an einem Förderzentrum

Steck­brief:
Name: Mat­ti Spengler
Alter: 28 Jahre
Sport­li­che Lauf­bahn: ehe­ma­li­ger Hand­ball­pro­fil — 1. VfL Pots­dam 1990 in der 3. Liga
Beruf: ange­hen­der Leh­rer für Wirt­schaft und Sport an der Bie­sal­ski-Schu­le, einem För­der­zen­trum mit dem son­der­päd­ago­gi­schen För­der­schwer­punkt „kör­per­li­che und moto­ri­sche Entwicklung“

Matti Spengler: „Sport bietet so viel mehr Möglichkeiten, Inklusion wirklich AKTIV zu betreiben.“

Mat­ti Speng­ler: „Sport bie­tet so viel mehr Mög­lich­kei­ten, Inklu­si­on wirk­lich AKTIV zu betreiben.“

Mat­ti ist im Pro­gramm BERLIN HAT TALENT (BHT) Teil unse­res Übungsleiter*innen-Teams, das Bewe­gungs­för­der­grup­pen (BFG) durch­führt. Das Beson­de­re und bis­her Ein­zig­ar­ti­ge dar­an ist, dass er die ers­te BFG an einem För­der­zen­trum durch­ge­führt hat.

Wir haben uns daher mit Mat­ti zu einem Inter­view getrof­fen, um mehr über sei­ne Arbeit in der BFG zu erfahren.

Was hat dich dazu bewegt, an einem För­der­zen­trum zu unterrichten?
Ich habe bereits mein gan­zes Leben schon sehr vie­le Berüh­rungs­punk­te mit dem The­ma För­der­schwer­punkt und Behin­de­rung zu tun gehabt (auch im pri­va­ten Rah­men). Mei­ne kom­plet­te Fami­lie arbei­tet mit son­der­päd­ago­gi­schem Schwer­punkt. Im Gegen­satz dazu habe ich mich gegen ein Son­der­päd­ago­gik-Stu­di­um ent­schie­den. Mit die­ser Ent­schei­dung bin ich zufrie­den, weil für mich das The­ma Inklu­si­on nicht nur die Sonderpädagoge*innen betrifft. Das Beson­de­re an der Arbeit an mei­nem För­der­zen­trum ist für mich, das Know-how und Enga­ge­ment der Lehr­kräf­te sowie die gro­ße Aus­wahl an Mate­ria­li­en – u. a. die Bewe­gungs­ton­ne von BHT in der BFG. Zusätz­lich sind die klei­ne­ren Klas­sen von Vor­teil, da die Kin­der indi­vi­du­el­ler geför­dert werden.

War­um enga­gierst du dich neben dei­ner Arbeit an der Schu­le auch noch zusätz­lich in einer BFG?
Die Idee zur Errich­tung einer sol­chen Grup­pe kam von unse­rer enga­gier­ten Fach­be­reichs­lei­te­rin Sport. Ich war selbst jah­re­lang Übungs­lei­ter in mei­nem Ver­ein und daher gleich davon über­zeugt, die Grup­pe zu über­neh­men. Zum einen kann ich durch die BFG wei­te­re prak­ti­sche Erfah­run­gen sam­meln, zum ande­ren haben die Kin­der eine zusätz­li­che Sport­stun­de. Sport bie­tet so viel mehr Mög­lich­kei­ten, Inklu­si­on wirk­lich AKTIV zu betreiben.

Wie fin­den es die Kin­der, Teil der Bewe­gungs­för­der­grup­pe zu sein?
Die Kin­der genie­ßen die zusätz­li­che Stun­de sehr und haben dabei viel Spaß. Vie­le von ihnen unter­rich­te ich bereits im Sport­un­ter­richt, in der BFG konn­ten wir noch­mal indi­vi­du­el­ler mit­ein­an­der agie­ren. Auch wenn die Schüler*innen die gan­ze Zeit Völ­ker­ball spie­len wol­len, habe ich mir fest vor­ge­nom­men, ihnen ande­re Sport­ar­ten in der Stun­de näher­zu­brin­gen. Vie­le von ihnen ken­nen man­che Sport­ar­ten nur aus dem Fern­se­hen. Die Kin­der fin­den es gut, aus dem Klas­sen­raum raus­zu­kom­men und ihrem hohen Bewe­gungs­drang nach­zu­ge­hen. Ich nut­ze die zusätz­li­che BFG-Stun­de auch ger­ne dazu, um noch spe­zi­fi­scher auf die Schüler*innen ein­zu­ge­hen, die viel­leicht im Sport­un­ter­richt ein biss­chen weni­ger Auf­merk­sam­keit bekom­men. Da wir uns in der BFG an kei­nen vor­ge­schrie­be­nen Rah­men­lehr­plan hal­ten müs­sen, kön­nen die Kin­der neue (sport­li­che) Inter­es­sen für sich entdecken.

Was ist das Beson­de­re dar­an, eine BFG an einem För­der­zen­trum durchzuführen?
Natür­lich ist die Vor­be­rei­tung und die Arbeit in der Stun­de zeit­auf­wen­di­ger, je grö­ßer der För­der­be­darf der ein­zel­nen Schüler*innen ist. Wenn die BFG klein bleibt, kön­nen die unter­schied­li­chen För­der­schwer­punk­te gut kom­pen­siert wer­den. Die Durch­füh­rung an einem För­der­zen­trum unter­schei­det sich aber nicht groß­ar­tig von der an einer Regel­schu­le. Auch Übungsleiter*innen, die bis­her kei­ne Berüh­run­gen mit Kin­dern mit Behin­de­rung hat­ten, kön­nen trotz­dem eine Grup­pe an einem För­der­zen­trum durch­füh­ren. Man lernt Stück für Stück — von Woche zu Woche. Bei­de Grup­pen sind erfolgsversprechend.

Zum Abschluss kom­men hier noch ein paar Tipps von unse­rem Pro­gramm-Team zum Auf­bau einer BFG an einem Förderzentrum:

  • Nehmt als För­der­zen­trum am Deut­schen Moto­rik-Test (DMT) teil (durch Senats­ver­wal­tung für Bil­dung, Jugend und Fami­lie angefragt)
  • Sucht am bes­ten schon eine freie Hal­len­zeit (60 min.) und eine*n geeignete*n Übungsleiter*in (mind. DOSB C‑Lizenz oder aus­ge­bil­de­te Sportlehrkraft)
  • An Übungsleiter*innen ohne (son­der­päd­ago­gi­sche) Vor­er­fah­rung: habt kei­ne Berührungsängste
  • Tre­tet nach der Aus­wer­tung des DMT mit uns in Kontakt
Jede Bewegungsfördergruppe bekommt eine "Bewegungstonne"

Jede Bewe­gungs­för­der­grup­pe bekommt eine “Bewe­gungs­ton­ne”

Mat­ti absol­viert aktu­ell sein Refe­ren­da­ri­at (auf­grund sei­ner Fächer­wahl an einer ande­ren Schu­le) und muss­te lei­der die Grup­pe des­we­gen Ende des Jah­res 2022 been­den. Die Kin­der sind sehr trau­rig, dass die BFG auf­ge­hört hat und suchen aktu­ell eine*n neue*n Übungsleiter*in.
Was Mat­ti / er unse­ren Leser*innen zum Abschluss mit auf den Weg geben möch­te: Ein­fach machen und in die Umset­zung kom­men, die Kin­der wer­den es einem danken.