Montagmorgen – Sporthalle in Friedrichshain-Kreuzberg: Wir sind zu Besuch beim Allgemeinen Turn-Verein zu Berlin 1861 e. V.
Der Vorsitzende des Vereins, Mike Hoffmann, hat sich Zeit für uns genommen und berichtet, wie sein Verein Teil des Programms BERLIN HAT TALENT wurde. Der ATV ist auf Freizeit- und Breitensport ausgerichtet. Sie sind „Spezialisten für allgemeine Bewegungsförderung für Kinder im Vorschulalter und Kindesalter“ und finden das Programm BHT gut, da man festgestellt hat, dass es viele Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten gibt. Deshalb war es für sie naheliegend, uns im Bereich Bewegungsförderung (Durchführung von Bewegungsfördergruppen) zu unterstützen. Des Weiteren ist der ATV auch ein BHT-Partnerverein, bei dem die Kinder ihren Gutschein, den sie nach der Teilnahme am Deutschen Motorik-Test erhalten haben, für ein dreimonatiges kostenfreies Probetraining einlösen können. Darüber hinaus führen wir bereits seit einigen Jahren die Informationsveranstaltung für Lehrkräfte der Schulen beim ATV durch. Bei dieser Veranstaltung werden die Schulen über das zusätzliche Bewegungsangebot informiert. Daher ist es an der Zeit, über den engagierten Verein zu berichten und uns für die tatkräftige Unterstützung zu bedanken!
Mike berichtet in dem Interview von den Vorteilen einer Kooperation mit BHT: „Wir haben hauptamtliche Übungsleiter*innen, die in die Schulen gehen können und für uns ist es eine Win-Win-Situation. Wir haben Kontakt mit den Schulen, um diese Kinder zu fördern und können ihnen anbieten, nachmittags bei uns den Vereinssport zu nutzen. Dadurch sind schon weitere Schulkooperationen entstanden, die über BERLIN HAT TALENT hinausgehen.“ In der Vergangenheit hat Mike selber Bewegungsfördergruppen durchgeführt und berichtet uns, was ihn motiviert hat: „Meine Motivation war, wie schon allgemein von uns im Verein, die Kinder in Bewegung zu bringen. Durch den Kitasport haben wir bereits gesehen, dass immer mehr Kinder motorischen Förderbedarf haben und wir wirklich viel Erfolg damit haben, allgemeine Bewegungsangebote zu machen. Man sieht, wie die Kinder sich in einem Jahr weiterentwickeln. Kinder, die vorher nicht rückwärtsgehen oder über eine Bank balancieren konnten, können das dann. Einige von ihnen bauten auch Höhenängste ab. Wir helfen ihnen beim Aufbau sozialer Kontakte, bei der Entwicklung der Ich-Kompetenz und unterstützen sie, in ihrer Bewegung sicherer zu werden. Es ist uns wichtig, die Freude am Sport zu vermitteln, sodass sie sich bis ins hohe Alter sportlich betätigen, egal in welcher Sportart.“
Mike ist es bei der Durchführung der BFG wichtig, „dass man die Kinder in Bewegung bringt und schaut, wo sie motorische Auffälligkeiten haben und die Bewegungsstunden so anpasst, dass man die Kinder wirklich gut fördert.“ Ihn motiviert es, „wenn die Kinder Freude an der Sportstunde hatten. Ich finde sowieso mit Kindern zu arbeiten toll, weil man immer direkt Feedback bekommt. Und wenn sie alle mit einem Lächeln rausgehen und sich schon nächste Woche aufs Wiederkommen freuen, dann glaube ich, hat man schon viel richtig gemacht.“ Zudem hat Mike noch einen Tipp an angehende Übungsleiter*innen: „Einfach trauen und machen. Nicht so viel nachdenken, sondern einfach ausprobieren und herausfinden, was einer Gruppe gefällt. Nicht jede Gruppe ist gleich, nicht jedes Kind ist gleich. Wir sind auch alle unterschiedlich. Aber sich einfach darauf einlassen und herausfinden, was den Kindern Spaß beim Sport macht.“
Auf die Frage nach den Zielen vom ATV berichtet Mike: „Wir suchen immer wieder Übungsleiter*innen. Es wird immer schwieriger, welche zu finden, zu motivieren. Der Job an sich ist super vielseitig. Man ist fast wie ein Sportlehrer, Erzieher und Ansprechpartner für die Kinder. Man muss für diesen Berufsweg werben, damit er stärker in unserer Gesellschaft anerkannt wird. Was wir uns wünschen, ist, dass alle Schulen mitmachen, dass man das flächendeckend sieht. Wir kooperieren auch mit ansässigen Kitas hier im Bezirk, wo wir aktuell mit 13 Einrichtungen zusammenarbeiten und über 800 Kinder die Woche bewegen. Der Bedarf ist einfach groß und falls es noch Kitas gibt, die einen Kooperationspartner suchen, sind wir gerne dabei.“
Nach dem Interview mit Mike hatten wir die Gelegenheit, mit dem Übungsleiter Slim Garci zu sprechen. Zum Zeitpunkt des Interviews befand er sich mit einer Kita-Gruppe in der Halle. Slim (33) war in seiner Heimat Tunesien Profifußballer. Vor einigen Jahren kam er nach Deutschland und hat auch hier weiterhin Fußball gespielt. Derzeit absolviert er eine Weiterbildung zum Sporttherapeuten und arbeitet zudem als Übungsleiter beim ATV. An jeweils zwei Schulen in Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln übernimmt Slim Bewegungsfördergruppen und gibt uns einen kleinen Einblick in seine Tätigkeit. Es bereitet ihm viel Freude, Kinder zu trainieren. Slim möchte Kinder unterstützen, die motorischen Förderbedarf haben. Ihm ist es wichtig, dass sie beweglich und koordinativ gut sind, keine Höhenangst haben und der Spaß an erster Stelle steht. „Meine Motivation ist, meine Erfahrung weiterzugeben.“ Wenn die Kinder sich entwickeln und er positives Feedback für seine Arbeit erhält, ist er sehr stolz auf sich. Slim möchte, dass die Kinder freiwillig zu den Bewegungsfördergruppen kommen und nicht, weil sie müssen. Denn nur, wenn sie gerne kommen, bleiben sie auch langfristig dabei. „Wenn die Kinder gut mitmachen, dürfen sie in den letzten 10–15 Minuten frei spielen.“
Slim Garci berichtet von einem Moment, der ihm besonders in Erinnerung geblieben ist: „Am Freitag war ich ein bisschen zu spät wegen des Verkehrs und als ich da war, waren die Kinder so glücklich. Alle rannten zu mir und umarmten mich. Sie hatten Angst, dass ich nicht komme. Die Kinder geben mir viel Energie, das ist etwas Besonderes für mich. Kinder sagen, was sie denken und zeigen das. Das macht mich richtig glücklich.“ Slim ist recht neu und sammelt selber noch Erfahrung, aber er hat folgenden Tipp für angehende Übungsleiter*innen: „Sei einfach wie du bist und verstell dich nicht für die Kinder.“