Lukas ist beim Interview im Videochat sehr schüchtern und bescheiden. Ganz anders als am Testtag des DMT in seiner Schule. Denn der achtjährige Schüler der Otto-Wels Grundschule in Berlin Kreuzberg ist beim Thema Sport kaum zu bremsen. Wenn es darum geht, von seinen Klassenkameraden in eine Mannschaft gewählt zu werden, gehört er stets zu den Erstgenannten. Seine fehlende Hand stellt für Lukas beim Sporttreiben kein Hindernis dar. Sogar bei Ballfangspielen steht er seinen Mitschülerinnen und Mitschülern in nichts nach. So überraschte er auch das Testteam von BERLINHATTALENT bei der motorisch anspruchsvollsten Testaufgabe, einer besonderen Form der Liegestütz. “Das kann ich auch”, meinte er selbstbewusst und schaffte prompt 12 Wiederholungen in der vorgegebenen Zeit von 40 Sekunden – und das mit nur einer Hand!
Lukas: “Berühmt werden, wäre für mich okay”
Die größte Herausforderung für den Jungen istzurzeit das Schreibschriftschreiben im Deutschunterricht. Nach langem Überlegen war das wirklich die einzige Schwierigkeit, die ihm einfiel. Ansonsten ist Lukas absolut in seinem familiären und schulischen Umfeld integriert und sehr beliebt. Warum auch nicht, er ist ein taffer Kerl, der immer für einen guten Spruch zu haben ist. “Berühmt werden, wäre für mich okay”, meint Lukas als wir ihn fragten, ob ein Fotograf vorbeikommen dürfe.
Seine Lieblingssportart ist Fußball. Auf dem Schulhof wird jeden Tag gebolzt, “und nachmittags dann noch mit Papa”.Wenn Lukas 10 Jahre alt, ist möchte er es auch einmal im Fußballverein probieren. Wir werden seine Entwicklung weiterhin verfolgen und wenn notwendig auch an einen Verein vermitteln.Bises soweit ist, übt er noch mit seinem Vater im Park.
Ich begleite das Programm BERLINHATTALENT (BHT), und habe von Beginn an auch Bewegungsfördergruppen eingefordert. Auch, weil wir an unserer Schule eine solche Gruppe schon vor 2011 (Programmstart), hatten. Als Pendant zu BHT eine tolle Errungenschaft in der Berliner Sportlandschaft. Warum? Der Anteil der Kinder mit Bewegungsdefiziten im Schulsport wird immer größer – unabhängig von Corona. Diejenigen zu fördern, die nicht die begabten Sportler/-innen sind, ihr individuelles Vorankommen zu unterstützen, Ängste abzubauen: all das sind Ziele der Arbeit mit den Kindern der BFG. Wenn sie dann motiviert sind, sich regelmäßig sportlich zu betätigen, ist das Ziel aus meiner Sicht erreicht.
Lutz Müller, Lehrer & Referent zum Modernen Schulsport
Mit der regelmäßigen Testung der 3. Jahrgänge beginnend, ist nach mittlerweile 10 Jahren Programm und 4 Jahren Fördergruppe Zeit für einen Rückblick. Es wird eine Grundausstattung mit Sportgeräten zur Verfügung gestellt und wenn nötig, können Kurse genutzt werden, sich selbst für diese Arbeit fit zu machen. Schön und bemerkenswert auch, dass die Verantwortlichen immer ansprechbar sind, wenn das Material aufgefüllt werden muss.
Was geschieht in dieser Gruppe? Auch ergänzend zum Sportunterricht geht es zunächst darum, dass ein Klima geschaffen wird, wo sich alle ausprobieren können. Ohne Druck einer evtl. Bewertung. Alle Angebote sind hier freudbetont verpackt und dennoch gilt: Fördern und Fordern. Die Kinder können in dem geschützten Raum einer kleinen Gruppe ungestört versuchen, Defizite und eben Angst abzubauen und anschließend Freude bei der einen oder anderen Sportart zu entwickeln. Das kann beim Turnen ebenso passieren wie beim Basketball oder Sprungübungen über Hindernisse. Vielfältige Bewegungsanlässe sichern vielfältige Bewegungserfahrungen. Und jede/r spürt dann, was ihm oder ihr liegt.
Viele Kinder haben an solch einer Gruppe teilgenommen und für fast alle kann ich sagen, dass sie gut und sehr gut vorwärtskamen. Das war — vor allem mit dem Tempo des Vorankommens — so nicht zu erwarten. Natürlich gibt es auch Niederlagen wie in jedem Sport: Kinder und Eltern, die das Potenzial dieses kostenlosen Angebotes nicht annehmen, Adipositas nicht bekämpfen, sich dem Sport nicht öffnen, Ängste nicht abbauen können usw. Umso schöner ist es, denen zuzusehen, die schon nach wenigen Wochen selbstbewusster am Sportunterricht teilnehmen. DAS ist der Lohn der Arbeit!
Sportlehrer Lutz Müller im Gespräch mit BHT-Netzwerker Marco Spanehl Foto: Juergen Engler
Was bringt die Zukunft? Hoffentlich ausdauernde Unterstützung seitens der Verantwortlichen des LSB in Form der finanziellen Unterstützung sowie in der Praxis, vor allem durch das BHT-Team um Janine Gegusch. Hoffentlich auch mehr stabile Übungsleiter/-innen, die das Angebot unterstützen und in der Folge mehr und mehr Kinder, die von diesem Programm profitieren. Wünschenswert wäre, wenn die Vereine sich auch dafür begeistern können, derartige Gruppen zu bilden, auch wenn hier wohl keine zukünftigen Meister dabei sein werden. Dafür aber sicher Kinder, die mit Freude und Stolz auf das Erreichte Judo, Bogenschießen oder anderen Sport ausüben. Auch das kann in Zukunft den Vereinen helfen, denn die pandemischen Erfahrungen werden auch die Sportlandschaft verändern.
Lutz Müller, Lehrer & Referent zum Modernen Schulsport und Übungsleiter der BFG
Fotos: Jürgen Engler
Es ist acht Uhr morgens in der Grundschule an der Strauchwiese. Die Sporthalle füllt sich langsam. Das Testteam erwartet wie gewohnt die Drittklässler/-innen der Schule und freut sich heute auf einen ganz besonderen Gast. Unter den wild umherlaufenden, tobenden Kindern sticht das Mädchen im Rollstuhl direkt heraus. „Hallo Josi. Schön, dass du heute dabei bist. Ich bin Marie“, stellt sich die Inklusions-Netzwerkerin vor. Sie ist eine von zwei neuen Mitarbeitern des Landessportbunds Berlin, die das Thema Inklusion im Programm BERLINHATTALENT voranbringen sollen.
Joephine mit Marie beim Balancieren
Dann geht es auch schon los. Die Gruppen werden eingeteilt. In den kommenden 90 Minuten werden acht verschiedene Stationen absolviert, die die sportliche Leistungsfähigkeit der Mädchen und Jungen testen. Josi beginnt mit dem 20m Sprint und tritt gegen eine Mitschülerin an, die Fußgängerin ist. Schnell ist ihr anzumerken, dass die sportliche Betätigung für sie anstrengender ist als für die anderen Kinder.
Bisher treibt Josephine keinen regelmäßigen Sport. Ein Gen-Defekt in der Familie ist erst durch Josephines Muskeldystrophie zum Vorschein gekommen. Durch diese Muskelschwäche kann das 9‑jährige Mädchen ihren Körper nicht auf den eigenen Beinen halten und ist seit Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen. Jede Beanspruchung der Muskeln ist unglaublich anstrengend für Josephine, da ihr durch den Defekt entsprechendes Eiweiß zum Muskelaufbau fehlt.
An der nächsten Teststation wird Josis Kraftausdauer getestet. Ihre Mitschüler/-innen absolvieren hier eine Form der Liegestütz. Für Josephine steht eine alternative Testaufgabe auf dem Plan, bei der sie im Rollstuhl sitzend mittels Armkraft ein Zugband von einer Sprossenwand wegdrücken muss. „Die Übung mit dem Band war ganz schön schwer“, stellt sie anschließend fest. Solche Bewegungsausführungen sind großes Neuland für Josephine. Die Muskeldystrophie ließ ihre Kindheit bisher eher bewegungsarm aussehen. Aber ihr Sportlehrer Lutz Müller berichtet uns: „Josi will gefordert werden“.
Sportlehrer Lutz Müller schätzt sehr, dass alle Kinder mitmachen können
Umso wichtiger ist für Josephine die heutige Teilnahme am Deutschen Motorik-Test (DMT). Damit Kinder wie sie ebenfalls am Test teilnehmen und anschließende Bewegungsempfehlungen erhalten können, wurde BERLINHATTALENT weiterentwickelt und die Testung entsprechend angepasst. Für Kinder mit geistigen oder körperlichen Beeinträchtigungen gibt es seit dem Sommer 2020 nun zusätzliche alternative Testaufgaben, die es ihnen ermöglichen, jede Teststation zu durchlaufen und somit vollständig am DMT teilzunehmen. „Für solche Kinder wie Josephine ist alles gut, was sie nicht exkludiert“, sagt der Sportlehrer. Lutz Müller kennt und begleitet das Programm BERLINHATTALENT von Beginn an und befürwortet vor allem die Ausrichtung auf die Bewegungsförderung von motorisch schwachen Kindern. „Ich finde es gut, dass nicht nur der Spitzensport Beachtung findet und durch die Neuausrichtung des Programms wirklich alle Kinder gefördert werden.“
Der Testtag brachte für Josephine sehr viele neue Erfahrungen und Bewegungsmuster mit sich. So hat sie beispielsweise anstelle der Testaufgabe „Seitliches Hin- und Herspringen“ die alternative Testaufgabe „V‑Roll“ durchgeführt. Hierbei müssen die Kinder im Rollstuhl in einer schnellen Bewegungsabfolge eine V‑Form abfahren. „Das hat ganz gut geklappt“, schlussfolgerte die Grundschülerin.
Stolz präsentiert Joephine ihre Urkunde
Das gesamte Programmteam hofft, dass Kinder wie Josephine durch die Teilnahme am Deutschen Motorik-Test dazu ermutigt werden, ihr Leben mit und durch Sport zu bereichern. Ganz gleich, ob er der Gesundheitsprävention dient, auf die Teilnahme an den Paralympics abzielt oder einfach nur zum Spaß getrieben wird. Sport trägt einen wichtigen Beitrag zur Sozialisation und zum Glücklichsein bei.
Fotos: Jürgen Engler
Anmerkung: Die Testung wurde im November 2020 durchgeführt.
Der Bogensport-Club BB-Berlin e. V. hat die Sportart Bogenschießen in den vergangenen Jahren schon oft im Rahmen der Talentiaden repräsentiert und den Kindern vorgestellt. Mit dabei war sogar schon die erfolgreiche Deutsche Bogenschützin und Olympiamedaillengewinnerin Lisa Unruh, die für den BSC national und international startet, auf der Talentiade 2017 in Lichtenberg, um zu zeigen, wie weit man es leistungssportlich mit dem BSC BB-Berlin schaffen kann!
Talentiade 2017 Lichtenberg Lisa Unruh Foto: Jürgen Engler
Zudem ist der Verein ein BHT-Partnerverein der ersten Stunde.
Aber was den BSC BB-Berlin als besonders starken Verein auszeichnet ist das Spektrum, in dem er Teilhabe ermöglicht! Nicht nur im Reha- oder Integrationssport ist der BSC BB-Berlin ein sehr aktiver Verein, sondern darüber hinaus auch im Bereich der Inklusion. Der BSC leistet vor allem in Bezug auf Menschen mit Sehbehinderung Pionierarbeit. Die Aktion Mensch schreibt über den BSC:
“Der Bogensportclub BB-Berlin e.V. engagiert sich für das sportliche Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung in Berlin. Blinde, sehbehinderte und mobilitätseingeschränkte Sportler*innen machen beim Verein ganz selbstverständlich mit. So setzt der Bogensportclub ein Zeichen für Teilhabe im Breitensport.” Aktion Mensch (Link zum Artikel mit Video)
Bis vor kurzem gab es bundesweit kaum entsprechende Bogensport-Initiativen.
Zudem ist der Verein mehrfach für die exzellente Jugend- und Nachwuchsarbeit im Leistungssport ausgezeichnet worden. In den Jahren 1995, 2002, 2008, 2014, und erneut im letzten Jahr 2020 würde der Verein mit dem „Grünen Band für vorbildliche Talentförderung im Verein“ (Förderkonzept des DOSB) ausgezeichnet. Diese Kontinuität in der Qualität der Nachwuchsförderung kommt nicht oft vor, weder berlin- noch bundesweit!
Daher freuen wir uns natürlich, dass der BSC auch den Kindern, die an unserem Programm teilnehmen und einen Gutschein erhalten, die Möglichkeit gibt, einen 3‑monatigen kostenlosen Einblick in den Bogensport zu bekommen. Und das nicht nur für Kinder ohne, sondern auch mit Behinderung. Zum BSC BB-Berlin können alle Klassenkameradinnen und Klassenkameraden mit ihrem Gutschein gehen oder rollen. Das ist vorbildliche Inklusion!
Dieses Jahr wird für das Programm BERLINHATTALENT ein besonderes werden. 2021 feiern wir unser 10-jähriges Jubiläum. Auch wenn zur Zeit aus aktuellem Anlass weder der Deutsche Motorik-Test noch Bewegungsfördergruppen, Talentiaden oder Talentsichtungsgruppen stattfinden können, blicken wir positiv in die Zukunft.
In den nächsten Wochen und Monaten werden wir hier auf unserer Homepage interessante Artikel rund um die Geschichte von BERLINHATTALENT veröffentlichen. Angefangen mit einzelnen Grundschulen in 2011 haben wir uns über die Jahre zu einem Programm für ganz Berlin entwickelt. Auf diesem Weg gab es viele Unterstützer/-innen, Partner und Helfer/-innen, die dazu beigetragen haben zu wachsen und das Programm weiter zu entwickeln. Diese wollen wir in den nächsten Artikeln zu Wort kommen lassen.
Seien Sie also gespannt auf unsere Serie rund um die Geschichte des Programms.
Der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung findet jährlich am 3. Dezember statt. Dies ist ein von den Vereinten Nationen ausgerufener Gedenk– und Aktionstag, der das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die Probleme von Menschen mit Behinderung wachhalten und den Einsatz für die Würde, Rechte und das Wohlergehen dieser Menschen fördern soll.
Seit dem Schuljahr 2020/21 wird auch im Programm BERLINHATTALENT der Inklusionsgedanke großgeschrieben. Marie Heinz und Andreas Lehmann gehören seit August 2020 zum Programmteam und sind die fachliche Verstärkung für diesen Bereich. Als Inklusionsnetzwerker/-in koordinieren sie mit ihrer fachlichen Expertise die Umsetzung der Programmziele nun auch für Kinder mit Behinderung:
Kinder für den Vereinssport begeistern
Talente sichten und fördern
gesundheitliche Prävention
Darüber hinaus soll das Programm BERLINHATTALENT dazu beitragen, die Wahrnehmung für Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft zu schärfen, Barrieren abzubauen und Kinder mit Behinderung für ein lebenslanges Sporttreiben zu begeistern.
Das Programm BERLINHATTALENT wurde ab dem Schuljahr 2020/2021 um die Inklusionskomponente erweitert. Daraus resultiert auch die Erweiterung des Programmteams um zwei neue Mitarbeiter, die neben den bisherigen Netzwerkern agieren und das Programm im Bereich Inklusion unterstützen. Unsere neuen „Netzwerker Inklusion“ kommen beide aus dem weiten Feld des Paralympischen Sportgeschehens.
Marie Heinz
Marie Heinz hat bereits eine Vielzahl von Sportgroßveranstaltungen organisiert, darunter zuletzt die IBSA Blindenfußball Europameisterschaft 2017 sowie die Para Leichtathletik EM 2018 in Berlin. Durch ihre beruflichen Stationen (u.a. Berliner Fußball Verband und Behinderten- und Rehabilitationssportverband Berlin) ist sie in der Berliner Sportlandschaft sehr gut vernetzt, auch nachdem sie die letzten 1,5 Jahre in München lebte. Dort war sie beim größten Breitensportverein Münchens (MTV) in verschiedenen Abteilungen tätig. Denn neben ihrer eigenen aktiven Karriere als Handballerin und Fußballerin ist Marie ebenfalls als Übungsleiterin und Trainerin unterwegs. Von ‚Bewegung Integrale‘ mit den Bambinis bis hin zu Personaltraining kennt Marie sämtliche Facetten des Sporttreibens. Als Sportstudentin besitzt sie außerdem die Expertise in der sportwissenschaftlichen und sozialen Herangehensweise in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung.
Andreas Lehmann
Andreas Lehmann bringt als aktiver Para-Athlet hautnahe praktische Erfahrungen im Bereich des Paralympischen Leistungssportgeschehens mit. Der 41-jährige Parasportler ist im Bereich der Leichtathletik (Speerwurf) zuhause. Sein Heimatverein PSC Berlin sowie Landestrainer Ralf Otto unterstützen und begleiten ihn seit vielen Jahren auf Leistungsebene. Auf breitensportlicher Ebene spielt Andreas nebenbei Fußball.
Als ehemaliger Fitnessstudioleiter bringt Andreas berufliche Erfahrungen als Führungspersönlichkeit und aus den Bereichen Fitness- und Rehasport mit. Seit 2002 ist er lizensierter Trainer und ebenfalls als Personal Trainer aktiv.
Durch den Verlust seines linken Armes (Starkstrom Unfall) im Alter von 18 Jahren kann Andreas seine ganz persönliche Erfahrung durch den Umgang mit dem eigenem Handicap in viele Situationen einbringen und agiert nicht zuletzt durch seine sehr offene Art als greifbares Beispiel für gelungene Inklusion im/durch Sport.
Der inklusive Ansatz des Programms BERLINHATTALENT und somit die frühzeitige Suche nach Talenten im Parasport ist ein Vorgehen, das es so in Deutschland noch nicht gegeben hat. Dieser wissenschaftlich gestützte Ansatz ist somit in dieser Form einmalig.
Wir sind überzeugt davon, dass unsere neuen Persönlichkeiten beim LSB viele Kinder mit und ohne Behinderung für den Sport begeistern können, egal ob mit dem Leistungsgedanken oder als lebenslanges präventives Sporttreiben!
Unter dem Motto „Mit Traditionen soll man nicht brechen.“ wurde am 15. September 2020 zum 3. Mal die Weiterbildungsveranstaltung für angehende Sportlehrer/-innen in Kooperation mit unserem Programm BERLINHATTALENT durchgeführt.
Freude an der Bewegung
Unter der Leitung von Marion Häusler versammelten sich insgesamt 12 Lehramtsanwärter/-innen aus verschiedenen Bezirken sowie 3 Fachseminarleiter/-innen auf dem Hubertus-Sportplatz in Charlottenburg-Wilmersdorf. Aufgrund der aktuellen Situation sowie der Einhaltung der entsprechenden Hygienemaßnahmen, fand die diesjährige Veranstaltung unter freiem Himmel statt.
Nachdem unser Netzwerker Marco Spanehl das Programm BERLINHATTALENT vorgestellt hat, ging es über in den praktischen Teil der Veranstaltung.
Endre Puskas und Marcus Hadner vom Sport-Gesundheitspark stellten den Teilnehmer/-innen zahlreiche praktische Übungen vor, die sie alle selbst sofort ausprobierten. Viele der Teilnehmer/-innen fühlten sich dabei angenehm an ihre Grundschulzeit erinnert.
Alle angehenden Sportlehrer/-innen konnten zahlreiche Anregungen und Tipps mitnehmen, um in Zukunft Kinder mit motorischem Förderbedarf sportlich zu motivieren. Dies könnte zum Beispiel beim Deutschen Motorik-Test oder in einer Bewegungsfördergruppe erfolgen.
Das Team von BERLINHATTALENT freut sich bereits auf die nächste Veranstaltung und wünscht den Lehramtsanwärter/-innen alles Gute für ihre private sowie berufliche Zukunft!
Hannah strahlt, ihre Mutter Nicole liest ihr eine Mail vor:
“Liebe Familie Wirks,
ich freue mich Ihnen mitteilen zu können, dass wir Hannah die Empfehlung zur Sportschule im Olympiapark-Poelchau-Schule aussprechen können!”
Die 12-jährige Hannah hatte schon seit Tagen auf die erlösende Nachricht gewartet, gemeinsam mit sieben anderen Mädchen aus ihrem Verein, dem Berliner TSC. Die jungen Handballerinnen hatten ein paar Wochen zuvor gemeinsam an der Aufnahmeprüfung für die Sportschule im Olympiapark teilgenommen, koordinative, athletische und sportartspezifische Tests absolviert. Nicht für alle sieben geht der Wunsch, eine Eliteschule des Sports besuchen zu dürfen, in Erfüllung. Aber Hannah freut sich natürlich: “Besonders cool ist es, dass gleich drei weitere Mädchen vom TSC mit mir in eine Klasse kommen, aber auch auf die Mädels und Jungs aus anderen Vereinen freu ich mich!”
Die 12-jährige Hannah in Aktion
Hannahs Weg ist bemerkenswert, denn er beweist, dass das Nachwuchs-Förderprogramm des Berliner Senats und des Landessportbundes BERLINHATTALENT funktioniert. Hannah hat vor dreieinhalb Jahren bei BERLINHATTALENT mitgemacht. Erst hatte sie in ihrer Schule den Deutschen Motorik-Test absolviert, anschließend wurde sie zur Sichtungsveranstaltung ins Berliner Sportforum eingeladen.
Hannah ist damals gerade 9 Jahre alt geworden und probiert die Angebote der versammelten Sportvereine aus, toll findet sie Gewichtheben, Basketball, Fechten und Radsport. Die Verantwortlichen in all diesen Sportarten sind auch begeistert von Hannahs motorischen Fähigkeiten, ihrer unbändigen Bewegungsfreude, sie wird von fast allen Sportarten zum Probetraining eingeladen.
An der Station der Sportart Handball schaut sich Landestrainer Christian Fitzek damals persönlich die Talente der 3. Klassen des Bezirks Lichtenberg an. Hannah fällt ihm gleich auf, ihre Schnelligkeit und auch ein gutes Ballgefühl ist schon erkennbar. Auch Vereinsvertreter sind bei der Talentiade vor Ort und so kommt Hannahs Mutter Nicole ins Gespräch mit dem Berliner TSC. Eine Woche später ist Hannah dann schon das erste Mal beim Probetraining, aber sie möchte noch andere Sportarten ausprobieren und so dauert es fast ein halbes Jahr bis sie tatsächlich mit dem Handball-Training anfängt.
Im E — Jugend — Team des Berliner TSC findet Hannah schnell eine beste Freundin: Leonie. Die beiden sind ein unschlagbares Duo, nicht wirklich brav, aber immer lustig, hoch motiviert und gut drauf. Im Handball sind die TSC — Mädels des Jahrgangs 2008 in den folgenden Jahren kaum zu schlagen. Die Talente werden zum Stützpunkt-Training des Handball-Verbandes Berlin eingeladen und hören da zum ersten Mal von der Möglichkeit, eine Sportschule zu besuchen. Für Hannah ein Traum: gemeinsam mit ihrer besten Freundin Leonie in einer Klasse und jeden Tage Handball: das klingt für sie nach einem perfekten Plan.
Mittlerweile kennt die kontaktfreudige Hannah schon alle ihre künftigen Mitschülerinnen und Mitschüler. In die neue Klasse “7 S 3” der Sportschule im Olympiapark werden Handball-Mädchen aus vier Berliner Vereinen eingeschult, dazu kommen die Nachwuchs-Fußballer von Hertha BSC. Die Lehrer*innen können sich schon mal freuen auf diese muntere Mischung!
Die Urkunde und den Flyer von BERLINHATTALENT hat Hannah übrigens aufgehoben. Auf der Rückseite des Flyers wird erklärt, was BERLINHATTALENT eigentlich ist. Als mittelfristiges Ziel wird dort der Besuch einer Eliteschule des Sports genannt, das hat die mittlerweile 12-Jährige nun geschafft! Gleich daneben steht als “Langfristiges Ziel” der Olympiasieg! Bis dahin ist es natürlich noch sehr weit, aber Hannah macht sich schon mal auf den Weg!