Neben fünf Berliner Bezirken wurden in diesem Schuljahr auch alle sportbetonten Grundschulen sowie Schulen aus dem Projekt “Profivereine machen Schule” mithilfe des Deutschen Motorik-Tests untersucht. Wie üblich folgen wir auch in diesem Fall unserem zweigleisigen Ansatz und kümmern uns demnach sowohl um “Talente” als auch um “Kinder mit motorischem Förderbedarf”. Nach der sehr erfolgreichen Talentiade am 04.06.2016 im Sportforum Berlin und der Errichtung der Talentsichtungsgruppe in Zusammenarbeit mit dem Berliner TSC, widmeten wir uns am 13.06.2016 den Kindern der Leistungsklassen 1/2. Auf der Informationsveranstaltung konnten wir wieder einige engagierte Sportlehrkräfte begrüßen, die an der Errichtung von Bewegungsfördergruppen interessiert sind. Damit wollen wir unserem Ziel nachkommen, möglichst direkt nach den Sommerferien weitere Bewegungsfördergruppen zu errichten und somit die sportliche Teilhabe von Kindern mit motorischem Förderbedarf erhöhen.
Sportlehrkräfte aus den sportbetonten Grundschulen Berlins mit dem Geschäftsführer des Berliner TSC Christopher Krähnert (re.)
Am kommenden Montag, den 18.07.2016 findet dazu dann auch der praktische Teil in Form eines Workshops für Sportlehrkräfte statt. Der Inhalt der Veranstaltung ist an der Fragestellung ausgerichtet, wie man Kinder mit motorischem Förderbedarf zur regelmäßigen sportlichen Betätigung motiviert. Wir freuen uns noch einmal auf eine rege Teilnahme der Sportlehrkräfte, bevor diese in die wohlverdienten Sommerferien entlassen werden.
Das aktuelle Schuljahr befindet sich noch auf der Zielgeraden, da beginnen bereits die Planungen für 2016/17. In diesem Jahr konnten wir neben den “Stammbezirken” Lichtenberg, Treptow-Köpenick und Charlottenburg-Wilmersdorf die Stadtteile Tempelhof-Schöneberg und Pankow sowie die sportbetonten Grundschulen in das Projekt BERLINHATTALENT integrieren.
In enger Absprache mit unseren Projektpartnern, der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft, der Hochschule für Gesundheit & Sport Technik & Kunst sowie dem Verein sportik e. V., fiel die Wahl für das kommende Schuljahr auf die Bezirke Neukölln, Mitte und Spandau neben Lichtenberg, Treptow-Köpenick und Charlottenburg-Wilmersdorf. Dies bedeutet, dass in diesen sechs Bezirken der Deutsche Motorik-Test (DMT) durchgeführt und sich aus den Ergebnissen die individuelle Förderung der Kinder bei Talentiaden, Talentsichtungsgruppen sowie Bewegungsfördergruppen ergeben wird. Ein Novum stellt in diesem Schuljahr der Bezirk Spandau dar, in dem die angestellten Sportlehrer der jeweiligen Grundschulen die Testdurchführung selbständig während des Unterrichtes vornehmen werden. Unsere Netzwerker Marco Spanehl (zuständig für: Lichtenberg, Mitte und Spandau) sowie Jan Lesener (zuständig für: Charlottenburg-Wilmersdorf, Treptow-Köpenick und Neukölln) werden die Motorik-Tests an den jeweiligen Schulen wieder begleiten und stehen somit als zentrale Ansprechpartner zur Verfügung.
Gern würden wir bereits im kommenden Schuljahr eine flächendeckende Betestung in ganz Berlin durchführen, um allen Berliner Bezirken eine Integration in unser Projekt zu ermöglichen. Leider lassen dies sowohl die organisatorischen als auch die wirtschaftlichen Gegebenheiten derzeit noch nicht zu. Wir sind jedoch bestrebt, durch unsere Arbeit möglichst viele gute Argumente dafür zu liefern, dass sich dies ab dem Schuljahr 2017/18 ändern wird. Unser Ziel ist es, noch mehr Kinder als bisher in den organisierten Sport zu überführen bzw. in niedrigschwelligen Bewegungsfördergruppen individuell zu fördern und zu fordern.
Unter dem Motto “Bewegung macht Spaß” fand am 02.03.2016 ein weiterer Workshop für interessierte Sportlehrkräfte statt. Dem Ziel folgend auch in Lichtenberg niegrigschwellige Bewegungsfördergruppen an den teilnehmenden Schulen einzurichten, vermittelte unser Referent Marcel Werner die Inhalte des “Sportarten-Zappings”.
Engegierte Sportlehrkräfte und Gäste beim Workshop für die Errichtung von Bewegungsfördergruppen
Viel Bewegungs- und nur wenig Standzeiten, ständige Sportarten- und Aufgabenwechsel sowie reichlich Spaß, dafür steht das Sportarten-Zapping. Bereits seit vielen Jahren praktiziert der Sport- und Gesundheitspark dieses Konzept und begeistert damit viele einstige Sportmuffel. Wir sind uns sicher, dass wir durch die gezielte Förderung der Kinder mit motorischen Leistungsreserven erste Anstöße für eine bewegungsintensivere Zukunft (vielleicht sogar im Sportverein) liefern können.
Voller Einsatz und dabei jede Menge Spaß. Sportlehrkräfte beim Sportarten-Zapping.
Mit viel Engagment und reichlich Schweiß auf der Stirn agierten die Sportlehrkräfte als Teilnehmer des Workshops. Wir sind guter Dinge, dass bereits nach den Osterferien aus Sportlehrkräften auch Übungsleiter werden und somit die ersten Bewegungsfördergruppen für Kinder mit motorischem Förderbedarf an Lichtenberger Grundschulen entstehen.
Am 13.02.2016 machte die Talentiaden-Reihe des Projektes „Berlin hat Talent“ in Tempelhof Schöneberg halt. Zahlreiche Kinder, die mit hervorragenden Ergebnissen im Deutschen Motorik-Test abschnitten, folgten unserer Einladung und sorgten mit ihren Eltern auf der Tribüne für ein ganz besonderes sportliches Erlebnis. Wie bereits bei den vergangenen Talentiaden hatten auch die Drittklässler des Bezirks Tempelhof-Schöneberg wieder die Gelegenheit die unterschiedlichsten Sportarten auszuprobieren und für sich zu entdecken. Neben dem Pritschen im Volleyball, dem Sprint in der Leichtathletik oder dem Abschlag beim Golf erfreute sich besonders die Sportart Moderner Fünfkampf bei den Mädchen und Jungen besonderer Beliebtheit.
Durchhaltevermögen beim Boxen
Geschwindigkeit in der Leichtathletik
Die Begeisterung der insgesamt 143 anwesenden Kinder an neun Stationen in der Schöneberger Sporthalle war nahezu greifbar. Viele Kinder konnten auch in den unterschiedlichen Sportarten überzeugen und verdienten sich die Einladungen zu Probetrainings und Schnupperkursen, um einen noch tieferen Einblick in die Sportarten zu erlangen. Wie es sich für eine sportliche Veranstaltung gehört, wurde auch auf der Talentiade wieder um Medaillen gekämpft. Die Leistungen der besten Mädchen und Jungen in den Sportarten Leichtathletik (Sprint), Boxen (Seilspringen) und Moderner Fünfkampf (Ringeschießen mit der Laserpistole) wurden unter tosendem Applaus der Eltern, Geschwister und Freunde gewürdigt.
Siegerehrung der besten Kinder ausgewählter Sportarten
Wir hoffen, dass auch die Talentiade in Tempelhof-Schöneberg einen weiteren Anstoß gegeben hat, sich sportlich im Verein zu engagieren. Für Kinder, die sich noch auf keine Sportart festlegen konnten, bietet unsere im April startende Talentsichtungsgruppe ideale Bedingungen der „sportlichen Findung“. Durch das sportartenübergreifende Training werden den Kindern weitere Handlungskompetenzen in den Schwerpunktsportarten des Landessportbundes Berlin vermittelt.
Abschließend möchten wir uns noch herzlich bei allen Mitorganisatoren, Sportartenvertretern und Helfern bedanken, die zu dem gelungenen Event beigetragen haben. Zudem verstand es unser bestens aufgelegter Hallensprecher Marco Spanehl wieder einmal das Publikum zu begeistern und für eine angenehme Hallenatmosphäre zu sorgen.
Viel Anklang fand die Talentiade sowohl in der Halle als auch auf den Rängen Foto Juergen Engler
Mit der Talentiade am 12.12. konnten wir das Jahr 2015 mit einem sportlichen Highlight abschließen. Etwa 140 talentierte Mädchen und Jungen, die bereits während des Deutschen Motorik-Tests überdurchschnittlich gute Ergebnisse erzielten, wollten Ihre Leistung in verschiedenen Disziplinen bestätigen. In 12 Sportarten hatten die Kinder die Gelegenheit, ihr Können u.a. in der Leichtathletik, dem Radsport oder dem Handball unter Beweis zu stellen. Vor allem der Umgang mit echten Pfeilen und Sportbogen beim Bogenschießen zauberte ein Lächeln auf die Gesichter der sportbegeisterten Kinder. Auch bei dieser Talentiade wurden wieder Medaillen an die jeweils besten Mädchen und Jungen vergeben. Diesmal in den Sportarten Gewichtheben (Standweitsprung), Basketball (Pendellauf) und im Fechten (Koordinationsleiter). Wir freuen uns sehr, dass mit Michael Müller (Mitglied der Gewichtheber-Nationalmannschaft) ein erfolgreicher Athlet und sportliches Vorbild die Siegerehrung vornahm.
Sandra Scheeres, Senatorin für Bildung, Jugend und Wissenschaft im Interview Foto Juergen Engler
Unter den Augen von Sandra Scheeres, Senatorin für Bildung, Jugend und Wissenschaft des Landes Berlin, Klaus Böger, Präsident des Landessportbundes Berlin und zahlreichen interessierten Journalisten stellten die Mädchen und Jungen der 3. Klasse eindrucksvoll unter Beweis, wie viel Talent Berlin hat. Vielleicht konnten wir an diesem Tag bereits einen zukünftigen Olympiateilnehmer und somit Repräsentanten der Sportstadt Berlin bewundern.
Für die über 200 anwesenden Eltern stand neben dem Treiben in der Halle auch die Information an diesem Tag im Vordergrund. Am Stand von “Berlin hat Talent” wurden Fragen rund um das Projekt beantwortet und Informationsmaterialien verteilt. Erstmals präsentierte sich auch die in Lichtenberg beheimatete Eliteschule des Sports (Schul- und Leistungssportzentrum Berlin) in Person des stellvertretenden Schulleiters Klaus Endesfelder bei einer Talentiade, um die Eltern über die mögliche sportliche Laufbahn der talentierten Kinder zu informieren. Im Anschluss des sportlichen Geschehens bot sich zwischen den Eltern und den teilnehmenden Vertretern der Sportarten die Gelegenheit für einen kurzen Austausch.
Dr. Poller, Schulsportreferent des Landes Berlin am Stand des Projektes “Berlin hat Talent” Foto Juergen Engler
Neben vielen lächelnden Kindern, stolzen Eltern und interessierten Journalisten ziehen auch wir ein positives Fazit einer insgesamt sehr erfolgreichen Veranstaltung. Wir freuen uns bereits auf den Start in das Projektjahr 2016, welches mit der Talentiade in Tempelhof-Schöneberg am 13.02.2016 eingeleitet wird.
Engangierte Sportlehrkräfte aus Spandau und Charlottenburg-Wilmersdorf
Den letzten Workshop des Jahres für Sportlehrerinnen und ‑lehrer zum Thema “Wie motiviere ich Kinder mit motorischem Förderbedarf?” führten wir in der Grundschule am Brandwerder in Spandau durch. Durch die Beteiligung interessierter Sportlehrkräfte aus dem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf konnten wir auf eine gut gefüllte Sportanlage zurückblicken.
Neben dem bereits etabliertem “Sportarten-Zapping” unserer Referenten Endré Puskas und Marcel Werner (Sport- und Gesundheitspark Berlin e.V.) bot die Veranstaltung auch wieder Raum für Fragen zur praktischen Durchführungen der Bewegungsförderung sowie allgemeiner Informationen zum Projekt “Berlin hat Talent” durch unserer Netzwerker Marco und Jan.
Wir freuen uns bereits sehr auf die Realisierung zahlreicher Bewegungsfördergruppen durch engagierte Sportlehrkräfte im Projektjahr 2016. Gerade dieses Engagement trägt maßgeblich dazu bei, die positiven Auswirkungen des Sports auf spielerische Weise zu vermitteln, vor allem für Kinder mit motorischem Förderbedarf.
Sportlehrkräfte und Trainer beim Sportlehrerworkshop in Steglitz-Zehlendorf
Bereits für unsere Informationsveranstaltung am 15.10.2015 stellte Schulsportleiter Ralf Ratajski die Räumlichkeiten der Süd-Grundschule zur Verfügung. Gern nahmen wir die Gelegenheit wahr, die Sporthalle auch am 26.11.2015 für die praxisnahe Weiterbildung der Sportlehrkräfte im Bezirk Steglitz-Zehlendorf zu nutzen. Unserer Einladung folgten erneut zahlreiche engagierte Sportlehrerinnen und Lehrer sowie auch Trainerinnen und Trainer, die sich für die Errichtung von Bewegungsfördergruppen an den entsprechenden Schulen interessieren.
Neben vielen bereits bekannten Spielen stellte der Referent Endré Puskas (Sport- und Gesundheitspark Berlin e.V.) vor allem das Thema „Sportarten-Zapping“ in den Fokus, welches sich mit der stetigen Modifizierung und adäquaten Anpassung von Regeln der traditionellen Sportarten sowie deren Mix auseinandersetzt. Das Ziel dieser Trainingsform besteht darin, dass möglichst alle Kinder dauerhaft mit Spaß bei der Sache sind, auch wenn ihnen vielleicht eine Sportart eher weniger zusagt. Zudem werden alle Regeln gestrichen, die zu Inaktivität von einzelnen Teilnehmern führen (z.B. Spiele ohne Torwart etc.).
Endré Puskas (re., in der Hocke) erläutert sein Konzept des “Sportarten-Zappings”
Mit dem Workshop am 10.12. in Spandau (für die Bezirke Spandau und Charlottenburg/Wilmersdorf) sowie der Talentiade am 12.12. in Lichtenberg schließen wir unsere Veranstaltungsreihe für das Jahr 2015 ab und widmen uns der Vorbereitung für das kommende Kalenderjahr.
Teilnehmer der Informationsveranstaltung für Sportlehrkräfte am 12.11.15 in Charlottenburg-Wilmersdorf
Nachdem wir in diesem Jahr bereits Informationsveranstaltungen für Sportlehrkräfte in den Bezirken Treptow-Köpenick, Spandau und Steglitz-Zehlendorf durchgeführt hatten, schlossen wir das Kalenderjahr mit dem Stadtbezirk Charlottenburg-Wilmersdorf ab. Zwar war die Veranstaltung diesmal weniger gut besucht, lebte aber von einem regen Austausch der anwesenden Lehrern und LSB-Mitarbeitern. Wir hoffen, dass wir durch unsere regelmäßige Präsenz gerade im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf noch mehr Schulen dazu bewegen können, den Deutschen Motorik-Test in ihren Räumlichkeiten durchführen zu lassen. Die aktuelle Resonanz von nur 12 teilnehmenden Schulen muss zwingend noch oben korrigiert werden, um auch im Westen der Stadt viele Talente wie auch Kinder mit motorischem Förderbereich zu erreichen und gezielt zu fördern.
Bereits am 26. November in Steglitz-Zehlendorf sowie am 10. Dezember in Spandau (inkl. Charlottenburg-Wilmersdorf) finden die nächsten praxisbezogenen Workshops für Sportlehrkräfte statt. Wir hoffen, dass sich wieder viele Schulen ihre Vetreter zu den kommenden Veranstaltungen entsenden.
Alexander Kräge und sein Trainer Marcel Werner vom Sport-Gesundheitspark Berlin e.V. (Foto: LSB/Schulte)
„Kein einziges Mal hat Alexander bisher das Training versäumt, er ist hochmotiviert“ lobt ihn sein Trainer, der Sportwissenschaftler Marcel Werner. Alexander Kräge ist eines von über 40 Kindern, die im Verein Sport-Gesundheitspark seit Januar 2015 in einer Fördergruppe unter dem Motto „Bewegung macht Spaß“ betreut werden. Gemeinsam können sich die Kinder hier in verschiedenen Sportarten ausprobieren und Erfolgserlebnisse sammeln.
Finanziert wird die Maßnahme durch das vom Landessportbund Berlin und dem Berliner Senat initiierte Projekt BERLINHATTALENT. Auch die Berliner Sparkasse und die AOK Nordost unterstützen die Aktion. Zielsetzung ist es, sportlich talentierte Kinder und solche mit motorischem Förderbedarf zu finden und individuell zu fördern und zu fordern. Auf Grundlage des Deutschen Motorik Tests (DMT) werden aktuell über 5.000 Berliner Kinder der 3. Jahrgangsstufe auf ihre Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Koordination und Beweglichkeit getestet.
„Anhand der Testergebnisse des letzten Jahres stellten wir fest, dass Alexanders Fähigkeiten insbesondere in den Bereichen Koordination und Ausdauer ausbaufähig waren. Wenn wir diese Ergebnisse nun mit den aktuellen Testergebnissen des DMT vergleichen, fällt auf, dass sich Alexander innerhalb eines Jahres motorisch unglaublich gut entwickelt hat. In fast allen Übungen des DMT hat er sich mindestens um eine Leistungsklasse verbessert“ lobt sein Trainer.
Da die Maßnahme im Februar 2016 ausläuft und ein neuer Jahrgang betreut wird, bemüht sich der Sport-Gesundheitspark darum, einen passenden Sportverein für Alexander in Wilmersdorf zu finden, der seinen Neigungen entspricht. Alexander ist zuversichtlich: „Ich mag Sprint total gern und will zusammen mit meinem Trainer einen guten Leichtathletikverein finden“.
Referenten des Fachsymposiums waren u.a.: v.l.n.r. Frank Henkel, Till Utesch, Britta Steffen, Frank Schlizio, Klaus Böger, Reinfried Kugel, Christian Werner, Christian Lusch, Cornelia Krüger, Klaus Bös (Foto: camera4)
Wissenschaftlicher Leiter des Projekts: Prof. Dr. Jochen Zinner, Hochschule für Gesundheit & Sport, Technik & Kunst (Foto: camera4)
Prof. Dr. med. Bernd Wolfarth, Ordinarius für Sportmedizin, HU Berlin (Foto: camera4)
Auditorium (Foto: camera 4)
Macht das vom Berliner Senat und dem Landessportbund Berlin initiierte Projekt BERLINHATTALENT bald bundesweit Schule? Über diese und andere Fragen sowie die ersten Forschungsergebnisse aus zwölf Monaten BERLINHATTALENT diskutierten am 5. und 6. November anerkannte Experten aus dem deutschen Spitzensport auf einem Fachsymposium in Berlin. Mit Olympiasiegerin Britta Steffen erhält das bislang einmalige Förderprojekt zudem eine prominente Botschafterin. BERLINHATTALENT ist bundesweit eine der ersten Aktionen, die systematisch und flächendeckend alle Kinder einer Altersstufe sichtet, ihre motorischen Fähigkeiten testet und sie individuell fördert und fordert. Eine echte Mammutaufgabe: Schließlich sind von den 3,6 Mio. Einwohnern Berlins eine Viertel Million Menschen zwischen 6 und 15 Jahre alt (Stand 31.12.2014). Unter diesen Kindern und Jugendlichen gibt es zahlreiche unentdeckte sportliche Talente, aber auch viele mit motorischen Defiziten. Mit dem Deutschen Motorik Test (DMT) werden aktuell über 5.000 Berliner Kinder der dritten Klassen auf ihre Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Koordination und Beweglichkeit getestet. Aus den wissenschaftlich fundierten Ergebnissen wiederum werden für jedes Kind individuelle Trainings- und Bewegungsstrategien ermittelt und umgesetzt. So erhalten sportlich Talentierte bereits Einladungen zu „Talentiaden“ (Sportfesten) in derzeit fünf Stadtbezirken. Die jeweils besten Kinder werden durch eine Kooperation mit den Berliner Sportvereinen kontinuierlich gefördert, um sie später an einer der drei Berliner Eliteschulen des Sports einzuschulen. Werden bei Kindern motorische Defizite ermittelt, soll ihnen durch qualifizierte Sportlehrer, Trainer und Übungsleiter die Freude an Sport und Bewegung vermittelt werden. Dadurch wiederum werden die motorischen Fähigkeiten verbessert und ganz allgemein die Gesundheit gefördert. Die Hochschule für Gesundheit & Sport, Technik & Kunst (H:G) hat die wissenschaftliche Begleitung des Projekts übernommen. Prof. Dr. Jochen Zinner, ehemaliger Leiter des Olympiastützpunkts Berlin und Direktor am Institut für Leistungssport und Trainerbildung der H:G, legte anlässlich des Fachsymposiums erste Ergebnisse zu BERLINHATTALENT vor. Für die Studie wurden 4.800 Berliner Drittklässler aus 111 Grundschulen befragt, ihr sozialer Hintergrund erfasst und ihre motorischen Fähigkeiten durch den Deutschen Motorik-Test analysiert. Das Ergebnis ist überraschend positiv: Über 90 Prozent der befragten Kinder bewegen sich gern und freuen sich auf die Sportstunden in der Schule. 78 Prozent wollen insgesamt aktiver Sport treiben als im Moment und 71 Prozent haben Sport bereits zu ihrem Hobby auserkoren. Interessant auch, dass sich bei den meisten Kindern die Vorbild-Funktion der Eltern auswirkt. Daran abzulesen, dass 54 Prozent der Kinder sportlicher Eltern in einem Verein aktiv sind, aber nur 34 Prozent, wenn Mutter und/oder Vater selbst keinen Sport treiben.
Prof. Dr. Jochen Zinner: „Es sind noch nicht alle Ergebnisse ausgewertet, aber unter dem Strich können wir sagen: Berliner Schulkinder sind gar nicht so unsportlich, wie es medial häufig beklagt wird. Im Vergleich mit anderen Bundesländern hat die Hauptstadt sogar überdurchschnittlich viele sportliche Kinder. Die Sportlehrer, Vereinstrainer und Übungsleiter sind gefragt, damit diese Begeisterung nicht verloren geht und die Kinder beim Sport bleiben.“
Wo Licht ist, findet sich allerdings auch Schatten: Jedes fünfte der getesteten Berliner Schulkinder erzielte im angewandten Deutschen Motorik-Test nur unterdurchschnittliche Ergebnisse. Und jedes 13. Kind (366 von 4.800) ist deutlich übergewichtig, was auf den ersten Blick prozentual gar nicht so schlimm aussieht, aber hier muss gelten: jeder Einzelne ist einer zu viel!
Hochkarätige Experten und Referenten diskutierten in der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK) über das Projekt und die Studienergebnisse beim großen Fachsymposium. Aus dem Leistungssport waren unter anderem die zweifachen Olympiasieger Britta Steffen (Schwimmen) und Robert Bartko (Bahnradsport) dabei. Aus dem wissenschaftlichen Bereich dozierten Prof. Dr. Klaus Cachay (Tübingen), Prof. Dr. Klaus Bös (Karlsruhe), Prof Dr. Bernd Wolfarth (Berlin), Prof. Dr. Albrecht Hummel (Chemnitz), Prof. Dr. Urs Granacher (Potsdam) und viele weitere namhafte Referenten.
Eines der Hauptziele des Symposiums war es, das Projekt BERLINHATTALENT bundesweit einzuordnen und Denkanstöße sowohl für die eigene Arbeit als auch für den Sport in anderen Bundesländern zu liefern.
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